«Recht auf Vergessenwerden»: Ende durch KI?


Das Recht auf Vergessenwerden soll Menschen erlauben, dass Daten über sie nicht unnötig lange digital gespeichert oder verfügbar gemacht werden. Doch KI vergisst nicht gerne. Wie passt das zusammen?

Das Recht auf Vergessenwerden

¹Um dem „Recht auf Vergessenwerden“ im Netz mehr Geltung zu verschaffen, sollte das Recht auf Löschung ausgeweitet werden, indem ein Verantwortlicher, der die personenbezogenen Daten öffentlich gemacht hat, verpflichtet wird, den Verantwortlichen, die diese personenbezogenen Daten verarbeiten, mitzuteilen, alle Links zu diesen personenbezogenen Daten oder Kopien oder Replikationen der personenbezogenen Daten zu löschen.

2Dabei sollte der Verantwortliche, unter Berücksichtigung der verfügbaren Technologien und der ihm zur Verfügung stehenden Mittel, angemessene Maßnahmen – auch technischer Art – treffen, um die Verantwortlichen, die diese personenbezogenen Daten verarbeiten, über den Antrag der betroffenen Person zu informieren.

Erwägungsgrund 66 der DSGVO

Die KI

Künstliche Intelligenz, insbesondere die sogenannten «grossen Sprachmodelle» (Large Language Model, LLM) wie z.B. ChatGPT, wird mit grossen Datenmengen trainiert. Diese werden danach regelmässig und aufwändig weiter verfeinert, damit die Antworten „menschenkompatibel“ („aligned“) werden.

Trainingsdaten, die zu einem frühen Zeitpunkt in das System geflossen sind, können nur dann vollständig gelöscht werden, wenn diese und alle nachfolgenden Trainingsschritte nochmals wiederholt werden. Dabei fallen bei den grossen Modellen Strom- und Hardwarekosten von mehreren Millionen USD/EUR/CHF an.

Jegliche Änderungen an den Trainingsdaten—und seien sie auch noch so klein—können aufgrund der kaum nachvollziehbaren komplexen Zusammenhänge zu unerwarteten Konsequenzen führen, nicht unähnlich dem Schmetterlingseffekt.

Der Clash

Dies wird in den nächsten Jahren zu Konflikten führen.

Mehr Hintergründe und Zusammenhänge in meinem englischsprachigen Artikel „«Right to be Forgotten» void with AI?

Ein erfolgreicher Ausgang der Klage der New York Times (siehe Todesstoss für ChatGPT & Co?) könnte auch das Löschen von grossen Datenmengen aus bereits trainierten KIs zur Folge haben.


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