Hatte mich nach wahrscheinlich mehr als einem Jahr mal wieder bei Facebook eingeloggt. Das erste, was mir entgegenkam: Offensichtlicher Spam, der mittels falscher Botschaften auf Klicks abzielte. Aber beim Versuch, einen wahrheitsgemässen Bericht über ein EuGH-Urteil gegen Facebook zu posten, wurde dieser unter dem Vorwand, ich würde Spam verbreiten, gelöscht. Was ist passiert?
Der EuGH publizierte am Freitag eine Pressemitteilung, dass eine Klage des österreichischen Juristen und Datenschutzaktivisten Max Schrems gegen Meta gut geheissen worden sei. Im Urteil, das noch nicht im Volltext vorliegt, wurde u.a. bestätigt, dass sich Facebook auch bei seiner Datensammlung für Werbung an den DSGVO-Grundsatz der Datenminimierung zu halten habe. Natürlich freute sich der von Max Schrems für die Durchsetzung von Datenschutzgesetzen gegründete Verein noyb (eine Abkürzung von «None Of Your Business», deutsch: «Geht dich nichts an») über diesen positiven Abschluss des vor 10 Jahren ins Rollen gebrachte Verfahrens und publizierte eine erste Analyse.
Eigentlich eine Information, die Facebook-Nutzer:innen interessieren würde. Aber beim Versuch, einen Link auf die Analyse auf Facebook zu posten, erschien bei Nutzer:innen die Nachricht von Facebook, dass dieser Beitrag entfernt worden sei, weil er auf «irreführende Art und Weise „Gefällt mir“-Angabe, Follower, geteilte Inhalte oder Videaufrufe zu generieren.»
Besonders erstaunt war ein Nutzer [ich; wie am einfachsten zu schreiben?], weil eine der ersten Posts, die mir nach dem Login auf Facebook entgegensprang, ganz offensichtlich «irreführend» war; etwas, was beim noyb-Post nicht nachzuvollziehen ist.
Facebook scheint ganz klar mit zwei Ellen zu messen.
Kein Einzelfall
Entsprechende Meldungen, dass Facebook unliebsame Mitteilungen mit nicht nachvollziehbaren Gründen sperrt, häufen sich dieses Jahr.
Weltweit scheinen Newsportale, welche kritische Nachrichten über Facebook verbreiten, von solchen vorgeschobenen «Spam»-Klassierungen betroffen zu sein. Insbesondere unabhängige Zeitungen und Journalisten scheinen betroffen zu sein.
Es scheint: So viel offene Zensur und Willkür gab es noch nie.
Mehr zum Thema, zur Rechtslage und mit Reaktionen einiger Beteiligter ist im DNIP-Beitrag «Facebook: Lieber Zensur als Datenschutz» (gemeinsam mit Adrienne Fichter) nachzulesen.
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