In den Klauen der Cloud

Zwischen Softwareentwickler und Cloudanbieter gibt es verschiedene Möglichkeiten, sich zu binden: Solche, die einfach zu lösen und ersetzen sind; und solche, die man nicht mehr los wird

Bert Hubert, niederländischer Internetpionier und Hansdampf-in-allen-Gassen, hat einen grossartigen Artikel geschrieben, in dem er die Verwirrung rund um «in die Cloud gehen» auflöst. Ich habe ihn für DNIP auf Deutsch übersetzt.

Alle wollen «in die Cloud gehen». Doch die wenigsten wissen, was das bedeutet und worauf sie sich einlassen. Dabei müsste jeder Entscheid einer Firma oder der öffentlichen Hand für einen Gang in die Cloud auch benennen, wie viel Autonomie man dafür aufzugeben bereit ist.

Denn der Autonomieverlust und das langsame Rutschen in einen möglicherweise unauflösbaren Lock-in kann sehr schleichend vor sich gehen.

Bert Hubert zeigt in seinem Artikel folgendes auf:

  • Wie erkennt man, ab wann man Autonomie abgibt?
  • Welche Überlegungen muss man sich vorab dazu machen? Welche Grenzen ziehen?
  • Was bedeutet das für das Know-How in der Firma/Organisation?
  • Wie sorgt man dafür, dass ein Wechsel des Cloudproviders (oder gar ein teilweiser/vollständiger Exit aus der Cloud) möglich bleibt?

Alles Entscheidungen, die rechtzeitig von der Geschäftsleitung gefällt bzw. in Auftrag gegeben werden müssen.

Den ganzen Artikel mit vielen Bildern findet man bei DNIP: Die Cloud, der unkündbare Subunternehmer. Hier die Zusammenfassung vom Schluss des Artikels:

Zusammenfassung

«In die Cloud gehen» kann vieles bedeuten. Das heisst auch, dass «in die Cloud gehen» für sich alleine noch keine vollständige Entscheidung sein kann. Wenn es bedeutet, «wir werden Server dynamisch mieten», dann ist das die harmlose Variante. Dieselben vier Worte können aber auch bedeuten, dass man Google zum ewigen Subunternehmer erhebt, der nun den Zugang zu unseren Kunden kontrolliert, für immer. In diesem Fall ist «in die Cloud gehen» gleichbedeutend damit, die Selbstbestimmung über unsere Zukunft abzugeben.

Dass beide Entscheidungen mit denselben Worten bezeichnet werden ist verwirrend. Und natürlich haben die Cloudprovider keinen Anreiz uns auf die Nase zu binden, bei welchen ihrer Dienste wir eine (unlösbare) Bindung eingehen. Die Preismodelle und Gratisangebote für Einsteiger der Hyperscaler scheinen sogar absichtlich so designt, dass ihre Kunden möglichst rasch in möglichst unlösbare Beziehungen eingewoben werden.

Mit einer gesunden Dosis Aufmerksamkeit und einer weisen Auswahl können wir viele Vorteile aus der Cloud ziehen. Weil aber die meisten potenziellen Probleme erst weit in der Zukunft liegen, tun sich Firmen schwer, rechtzeitig und vorausschauend qualitativ hochwertige Regeln aufzustellen. Denn diese Entscheide kosten heute Geld.

Im Zweifel ist eine einfache Faustregel, nur Clouddienste zu nutzen die fast identisch von vielen Providern angeboten werden.

Auf jeden Fall muss sichergestellt sein, dass eine Entscheidung, die nach «wir werden einfach ersetzbare Server mieten» nicht schleichend ausartet in «wir haben Google als ewigen Partner ins Boot geholt und die besitzen nun unsere Kundendaten».

Weitere lesenswerte Artikel

Ebenfalls heute erschien in der Republik der Artikel «Wie Big Tech in Bundesbern polarisiert», in dem es auch um die Probleme geht, die man lösen muss (und nicht lösen kann), wenn man sich unbewusst zu tief in die Cloud begibt:

Der Bundesrat entwirft eine Exit-Strategie für die amerikanischen Clouds, will aber die USA nicht verärgern. Politische Unsicherheit, Transparenz­blockaden und Interessen­konflikte sorgen für Zündstoff.

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