Marcel pendelt zwischem Spam und Scam


Beim Pendeln hatte ich viel Zeit. Auch um Mails aus dem Spamordner zu lesen. Hier ein paar Dinge, die man daraus lernen kann. Um sich und sein Umfeld zu schützen.

Ein paar Beispiele

1000 € ohne Gegenleistung: «Impfschäden»

Ein angeblicher „Dr. Gunther Schmidt“ — mit Absenderadresse ohne jeglichen Bezug zu einem Doktor, Gunther oder Schmidt — bietet mir an, ihn auf Telegram zu kontaktieren und ihm meine Kontaktdaten zu übermitteln und danach 1000 € via Bitcoin, Ethereum oder Monero („Zahlungen wie Überweisung, Paypal usw. werden nicht akzeptiert“) zu überweisen. Danach würde ich „Heilmittel + genaue Anleitung“ „mit der Post innerhalb von 24 Stunden“ erhalten. Fragen würde er keine beantworten.

Weitere Informationen gibt es auch nirgendwo, weder in dieser Mail noch auf irgendeiner Webseite. Und die Person mit höchst deutschem Namen die nicht besonders schweizerische Währung Euro erwartet, nutzt sie die schweizerische Schreibweise „Grüsse“ (statt „Grüße„).

Also eigentlich gibt es viele Anzeichen, dass da etwas nicht mit rechten Dingen zugeht. Wieso funktioniert das trotzdem?

  • Absenderseite
  • Empfängerseite
    • Wer unter schweren gesundheitlichen Problemen leidet, greift oft nach jedem Strohhalm; egal, wie unwahrscheinlich der Erfolg ist.
    • Der Anspruch nach Kausalität als Begründung zwischen Ursache und Wirkung in der Gesellschaft schwindet. Nicht nur nur bei Impfgegnern. (PS: Gewusst, dass auch 217 Covid-Impfungen nicht tödlich sind? Aber sie sind auch kaum wirksamer als nur drei Impfungen.)

250 € ohne Gegenleistung: Bitcoin-ETFs von «Swiss Bitcoin ETF»

Screenshot einer Mail von "Bank" (von einer Domain, die nichts mit Banking zu tun hat) mit Betreff "marcel Krypto traden wie Profis" und folgendem Inhalt:"Innovationsschub durch Krypto-Vermögen: Abflug jetzt!
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Screenshot einer Spam-Mail von „Bank“ (von einer Domain, die nichts mit Banking zu tun hat) mit Betreff „marcel Krypto traden wie Profis“.

Was können wir alle dagegen tun?

Leider kenne ich ein Scam-Opfer sehr gut. Meine Erfahrung:

  1. Nicht immer wollen sich die Opfer helfen lassen.
  2. Es ist trotzdem wichtig, dass ihr eure Umfeld regelmässig auf Betrugsversuche aufmerksam macht.
  3. Meiner Erfahrung nach helfen die Warnungen mit aktuellen Wellen wenig („aktuell geht gerade eine Phishingwelle um, die angeblich von Firma X stamme“); allgemeine, länger gültige Tipps sind nötig.

Deshalb die untenstehenden Merksprüche:

Merksprüche

Es ist wichtig, sich gegen solche Vorgehensweisen wehren zu können.

  • «Wenn es zu gut scheint um wahr zu sein, ist es das wahrscheinlich auch.»
  • 4-Augen-Prinzip. Wann immer ein unerwartetes Angebot/Anfrage/Aufforderung herein kommt (egal ob per Email, Telefon, an der Haustüre, …): Nimm dir Zeit und besprich es mit einer weiteren Person. Spammer und Scammer nutzen selbstverständlich alle Tricks, damit man dies nicht macht (Zeitdruck, psychischer Druck, Verängstigung/Schock, Ausnutzung vulnerabler Personen, Peinlichkeit, …). Um so mehr sollte man sich diese Regel verinnerlichen.
  • Selber Kontakt aufnehmen. Immer versuchen, die Person über offizielle/bekannte Kanäle zu kontaktieren, nicht umgekehrt. Seltsame Telefonnummern oder Mailadressen sollten immer vermieden werden, egal wie gut die Ausrede des Gegenübers ist. (Leider lassen sich sowohl Telefonnummern als auch Emailadressen von Absendern viel zu einfach fälschen. Empfängeradressen und -nummern sind deutlich schwieriger zu fälschen.)

Eine erweiterte «12-Punkte-Liste» findet sich im DNIP-Artikel «Wie viel Swissness (und Bitcoin) steckt in SwissBitcoin ETF? Oder: Das 1×1 der Betrugserkennung»; eine Kurzform der Liste (mit allen 12 Punkten) hier.

  1. Wenn es zu gut aussieht, um wahr zu sein, ist es das wahrscheinlich auch.
  2. Domains plausibilisieren.
  3. Professionell aussehende Webseiten sind nicht automatisch vertrauenswürdig.
  4. Auf Ausweichmanöver achten.
  5. Irgendwann einmal sollte es konkret werden.
  6. Zuerst Geld, dann Infos ist falsch.
  7. Infos erst per Telefon ist gefährlich.
  8. Behauptungen immer unabhängig verifizieren.
  9. Unbekannten Support nie(!) auf den Computer lassen.
  10. Beträge knapp unter 300 Franken sind auffällig.
  11. Hohe Gewinnversprechen haben ein hohes Risiko. Mindestens.
  12. 4-Augen-Prinzip.

Weitere Lektüre

Dieser Beitrag entstand im März. Ich entschied mich dann, dem Thema der angeblichen «Bitcoin-ETFs» genauer nachzugehen, wurde aber durch die Ereignisse rund um xz unterbrochen und der Artikel geriet in Vergessenheit.
Beim Aufräumen heute fand ich ihn wieder und finde ihn wert, dass man auch im Sommerloch nochmals an Betrügereien erinnert wird.

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