Die andauernden CookieBanner nerven. Aber noch viel mehr nervt es, wenn in der Liste von „800 sorgfältig ausgewählten Werbepartnern (oder so)“ einige Schalter fix auf „diese Werbe-/Datenmarketingplattform darf immer Cookies setzen, so sehr ihr euch auch wehrt, liebe User“ eingestellt sind und sich nicht ändern lassen. Da fühlt man sich gleich so richtig ernst genommen. NICHT!
Die NZZ hat genau das mit der Microsoft-Werbeplattform Xandr gemacht. Und Adrienne Fichter hat sich für DNIP auf die Spurensuche begeben.
Dieser Artikel ist eine Kürzestzusammenfassung des Artikels «Die NZZ ist nun offiziell eine Microsoft-Datenhändlerin — dem Bund ist das egal» von Adrienne Fichter bei DNIP und versucht auch etwas Kontext zu geben. Für mehr Details, Quellen und weitere Informationen empfehle ich das Original.
Das Titelbild ist eine eigene Collage des NZZ-Gebäudes an der Falkenstrasse 11 (©NZZ) und des Microsoft-Logos (©Microsoft).
Der neue NZZ-Dialog

Die enge Beziehung der NZZ zu Werbenetzwerken
Die NZZ hat ein eigenes Werbenetzwerk, AudieNZZ, welches auch schon bei DNIP Thema war. Dieses kategorisiert Leser:innen in 650’000 Kategorien. Darunter auch, ob du auch, wie sehr du an Gesundheitsthemen interessiert bist.
Aber nutzt auch Werbeplattformen wie die zu #Microsoft gehörende #Xandr, um Werbung auszuspielen. Beim Lesen eines Gesundheitsartikel beispielsweise auch, dass du dich für dieses Thema interessierst.
Gesundheitsdaten sind allerdings laut Datenschutzgesetz besonders schützenswerte Personendaten. Und sollten nur nach expliziter Einwilligung verarbeitet werden. Und schon gar nicht automatisch in unsichere Drittstaaten übermittelt werden, also z.B. in die USA, den Hauptsitz von Xandr. (Von wo aus sie durch die Werbe- und Datenhandelsnetzwerke in die ganze Welt verteilt werden; nicht nur über Xandr.)
Natürlich darf neben dieser Analyse, juristischer Beurteilung von Simon Schlauri, Hinweis auf die ganzen Privatsphärerisiken dieser #Werbenetzwerke und #Datensammel|netzwerke auch ein Hinweis auf die in diesem Umfeld beliebten «Deceptive Patterns» nicht fehlen: Tricksereien, mit denen wir gegen unsere eigentliche Absicht zu etwas anderem verführt werden.
Deceptive Patterns überall
In der ganzen Datensammel-Industrie wird mit Deceptive Patterns gearbeitet (auch als «Dark Patterns» bekannt): Die Benutzer:innen soll verwirrt werden, dass sie eine Auswahl treffen, die sie eigentlich gar nicht hätten treffen wollen. Ein typisches Beispiel ist der «Alle Cookies akzeptieren»-Knopf, der hervorgehoben ist, während andere Optionen, wie z.B. «Aktuelle Einstellungen speichern» oder «Alle optionalen Cookies ablehnen» möglichst versteckt werden.
Ein weiteres Beispiel sehen wir hier: Dieses „immer aktiviert“ ist gar nicht immer aktiv, sondern kann geändert werden. Aber die meisten Leute glauben, dass sie keine Wahl hätten (oder wollen nicht die nötigen zusätzlichen Klicks auf sich nehmen):

Was kann ich dagegen tun?
Wer sich der Datensammelwut nicht ganz schutzlos aussetzen möchte, für den habe ich bei DNIP auch ein paar Tipps und Tricks zusammengestellt. Für weniger Tracking und mehr Privatsphäre.
Wieso diese dauernde Privatsphäre-Invasion?
Die Werbetreibenden haben über Jahrzehnte den Glauben aufgebaut, dass sie alles über ihre Kunden wissen müssten, damit sie die optimale Werbung ausspielen könnten.
Die Werbenetzwerke fördern diesen Glauben. Denn daran verdienen sie. Und an den Daten, die sie damit sammeln können.
Aber: Dieses ganze feingranulare, hochglanzmässig aufgemachte #Targeting von Werbung funktioniert eigentlich gar nicht in dem Masse, wie das gerne geglaubt wird.
Sehr gut merkt man das beispielsweise dann, wenn man eine grössere Anschaffung plant und einige Tage zu diesem Thema surft. Auch nach der erfolgreichen Beschaffung sieht man dann noch länger andauernd Werbung für diese Beschaffung.
Obwohl man jetzt die nächsten Jahre sicher diese Anschaffung nicht nochmals machen wird.
Auch die NZZ hatte das gemerkt und deshalb in ihrem Jahresbericht Besserung versprochen: Sie würden nur noch Werbung ausspielen, die zum Thema des Artikels passe; und nicht mehr von der Leserin abhängig sei.
Aber scheinbar bewegt sich jetzt doch in die Gegenrichtung.
Die dunklen Ecken der Werbenetzwerke
Neben den eigentlichen Werbetreibenden (und ihrem Datenhunger) gibt es noch zwei weitere Gruppen:
Erstens, reine Datensammelorganisationen, welche an diesen Werbenetzwerken mithorchen und alles über uns sammeln. Auch, ob wir wahrscheinlich für einen Geheimdienst arbeiten oder sonst ein interessantes Ziel wären. Daten, die eigentlich nicht gesammelt werden sollten.
Und zweitens: Hier noch ein (etwas gruseliger) Einblick, in wie sich diese „Empfehlungsnetzwerke“ finanzieren:
Sie sorgen dafür, dass du in ein Rabbit Hole (Kaninchenloch?) von tausenden von Werbeanzeigen reingezogen wirst. Und verdienen sich daran eine goldige Nase.
Wegen der doch zwischendurch (aus Sicht der Empfehlungsnetzwerke absichtlich) verstörenden Bilder nur etwas für Leute mit starken Nerven.
Genug der Vorwarnung, hier der Link zum Artikel von Ranjan Roy and Can Duruk: Taboola, Outbrain and the Chum Supply Chain.
Quellenangaben des Artikelaufmachers:
- NZZ-Gebäude, Falkenstrasse 11 (©NZZ)
- Microsoft-Logo (©Microsoft)
- Gesichtsanonymisierung und Collage: Marcel Waldvogel
Aktuelles zu IT-Sicherheit
- Ransomware-sicheres BackupCyberangriffe können verheerend sein. Doch ein letztes Sicherheitsnetz ist nicht so schwierig zu bauen. Hier die Hintergründe, was es beim Aufbau eines Ransomware-resilienten Backupprozesses zu beachten gilt.
- Löst die e-ID die Probleme von Jugendschutz und Privatsphäre?Heute gehen wir der Frage nach, ob eine e-ID unsere gesellschaftlichen Probleme im Internet lösen kann. Und wie wir zu einer besseren Lösung kommen.
- 📻 E-ID: Kollidiert Altersverifikation mit dem Recht auf Anonymität?Die e-ID ist aktuell auch im rund um Altersverifikation in Diskussion. In einem Interview mit Radio SRF versuchte ich, einige Punkte zu klären.
- Ja zur E-IDIch setze mich bekanntermassen sehr für IT-Sicherheit und Privatsphäre ein. Und genau deshalb finde ich die E-ID in ihrer jetzt geplanten Form eine ganz wichtige Zutat. Hier meine Gründe für ein Ja am 28. September. Zusammen… Ja zur E-ID weiterlesen
- CH-Journi-Starterpack fürs FediverseIm gestrigen Artikel rund ums Fediverse – das offene, föderierte soziale Netzwerk – hatte ich euch ein Starterpack versprochen. Hier ist es und bringt euch deutschsprachige Journalistinnen, Journalisten und Medien aus der Schweiz und für… CH-Journi-Starterpack fürs Fediverse weiterlesen
- Föderalismus auch bei sozialen NetzenFöderalismus liegt uns im Blut. Unsere gesamte Gesellschaft ist föderal aufgebaut. Aber – wieso lassen wir uns dann bei sogenannten «sozialen», also gesellschaftlichen, Netzen auf zentralistische Player mit absoluter Macht ein? In den digitalen gesellschaftlichen… Föderalismus auch bei sozialen Netzen weiterlesen
- Unterschreiben gegen mehr ÜberwachungDer Bundesrat will auf dem Verordnungsweg den Überwachungsstaat massiv ausbauen und die Schweizer IT-Wirtschaft im Vergleich zu ausländischen Anbieter schlechter stellen. Deine Unterschrift unter der Petition hilft!
- Sichere VoIP-Telefone: Nein, danke‽Zumindest war dies das erste, was ich dachte, als ich hörte, dass der weltgrösste Hersteller von Schreibtischtelefonen mit Internetanbindung, Yealink, es jedem Telefon ermöglicht, sich als beliebiges anderes Yealink-Telefon auszugeben. Und somit als dieses Telefonate… Sichere VoIP-Telefone: Nein, danke‽ weiterlesen
- Diceware: Sicher & deutschDiceware ist, laut Wikipedia, «eine einfache Methode, sichere und leicht erinnerbare Passwörter und Passphrasen mithilfe eines Würfels zu erzeugen». Auf der Suche nach einem deutschsprachigen Diceware-Generator habe ich keinen gefunden, der nur im Browser läuft,… Diceware: Sicher & deutsch weiterlesen
- Nextcloud: Automatischer Upload auf Android verstehenIch hatte das Gefühl, dass der automatische Upload auf Android unzuverlässig sei, konnte das aber nicht richtig festmachen. Jetzt weiss ich wieso und was dabei hilft.
- VÜPF: Staatliche Überwachungsfantasien im RealitätscheckDie Revision der «Verordnung über die Überwachung des Post- und Fernmeldeverkehrs» (VÜPF) schreckte die Schweiz spät auf. Am Wochenende publizierte die NZZ ein Streitgespräch zum VÜPF. Darin findet sich vor allem ein Absatz des VÜPF-Verschärfungs-Befürworters… VÜPF: Staatliche Überwachungsfantasien im Realitätscheck weiterlesen
- Phishing-Trend SchweizerdeutschSpam und Phishingversuche auf Schweizerdeutsch scheinen beliebter zu werden. Wieso nutzen Spammer denn diese Nischensprache? Schauen wir in dieser kleinen Weiterbildung in Sachen Spam und Phishing zuerst hinter die Kulissen der Betrüger, um ihre Methoden… Phishing-Trend Schweizerdeutsch weiterlesen
- Persönliche Daten für Facebook-KIMeta – Zuckerbergs Imperium hinter Facebook, WhatsApp, Instagram, Threads etc. – hat angekündigt, ab 27. Mai die persönlichen Daten seiner Nutzer:innen in Europa für KI-Training zu verwenden. Dazu gehören alle Beiträge (auch die zutiefst persönlichen),… Persönliche Daten für Facebook-KI weiterlesen
- In den Klauen der CloudBert Hubert, niederländischer Internetpionier und Hansdampf-in-allen-Gassen, hat einen grossartigen Artikel geschrieben, in dem er die Verwirrung rund um «in die Cloud gehen» auflöst. Ich habe ihn für DNIP auf Deutsch übersetzt.
- Können KI-Systeme Artikel klauen?Vor ein paar Wochen hat die NZZ einen Artikel veröffentlicht, in dem Petra Gössi das NZZ-Team erschreckte, weil via KI-Chatbot angeblich «beinahe der gesamte Inhalt des Artikels […] in der Antwort von Perplexity zu lesen»… Können KI-Systeme Artikel klauen? weiterlesen
- Was Prozessoren und die Frequenzwand mit der Cloud zu tun habenSeit bald 20 Jahren werden die CPU-Kerne für Computer nicht mehr schneller. Trotzdem werden neue Prozessoren verkauft. Und der Trend geht in die Cloud. Wie das zusammenhängt.
- Facebook: Moderation für Geschäftsinteressenmaximierung, nicht für das Soziale im NetzHatte mich nach wahrscheinlich mehr als einem Jahr mal wieder bei Facebook eingeloggt. Das erste, was mir entgegenkam: Offensichtlicher Spam, der mittels falscher Botschaften auf Klicks abzielte. Aber beim Versuch, einen wahrheitsgemässen Bericht über ein… Facebook: Moderation für Geschäftsinteressenmaximierung, nicht für das Soziale im Netz weiterlesen
- Was verraten KI-Chatbots?«Täderlät» die KI? Vor ein paar Wochen fragte mich jemand besorgt, ob man denn gar nichts in Chatbot-Fenster eingeben könne, was man nicht auch öffentlich teilen würde. Während der Erklärung fiel mir auf, dass ganz… Was verraten KI-Chatbots? weiterlesen
- Sicherheit versteckt sich gerneWieso sieht man einer Firma nicht von aussen an, wie gut ihre IT-Sicherheit ist? Einige Überlegungen aus Erfahrung.
- Chatkontrolle: Schöner als FiktionWir kennen «1984» nicht, weil es eine technische, objektive Abhandlung war. Wir erinnern uns, weil es eine packende, düstere, verstörende Erzählung ist.
- Chatkontrolle, die Schweiz und unsere FreiheitIn der EU wird seit vergangenem Mittwoch wieder über die sogenannte «Chatkontrolle» verhandelt. Worum geht es da? Und welche Auswirkungen hat das auf die Schweiz?
- Cloudspeicher sind nicht (immer) für die EwigkeitWieder streicht ein Cloudspeicher seine Segel. Was wir daraus lernen sollten.
- IT sind nicht nur KostenOft wird die ganze IT-Abteilung aus Sicht der Geschäftsführung nur als Kostenfaktor angesehen. Wer das so sieht, macht es sich zu einfach.
- CrowdStrike, die DritteIn den 1½ Wochen seit Publikation der ersten beiden Teile hat sich einiges getan. Microsoft liess es sich nicht nehmen, die Schuld am Vorfall der EU in die Schuhe zu schieben, wie das Apple mit… CrowdStrike, die Dritte weiterlesen
Schreibe einen Kommentar