Schlagzeilen machen die Runde, dass OpenAI, die Firma hinter ChatGPT, schon nächstes Jahr Konkurs gehen könnte. Ein Versuch einer Analyse.
FirstPost publizierte am Wochenende unter dem Titel «ChatGPT In Trouble: OpenAI may go bankrupt by 2024, AI bot costs company $700,000 every day» einen Artikel, dass
- die Nutzerzahlen sinken würden,
- Open-Source-Modelle als Alternativen beliebter würden,
- die Einnahmen hinter den Erwartungen zurückblieben,
- dafür die Ausgaben horrend seien,
- die für die Berechnungen nötigen GPUs weiterhin Mangelware seien und
- Spitzenleute von anderen Firmen abgeworben würden.
Finanzenquellen
Bei der Gründung 2015 wurde OpenAI mit über einer Milliarde USD an Kapital ausgestattet, welches Microsoft 2019 und 2021 um jeweils eine weitere Million erhöhte. Aus diesen 3+ Milliarden wurden anfänglich Löhne und die übrigen Kosten bezahlt.
Anfang diesen Jahres schoss Microsoft weitere 10 Milliarden USD ein. Und trotz dieser massiven Finanzspritze soll das Geld nur noch etwa ein Jahr reichen? Unwahrscheinlich.
Ausgaben
Nehmen wir an, dass der Betrieb von ChatGPT 700’000$ am Tag koste; das ergibt im Jahr rund 250 Millionen USD.
Nehmen wir auch an, dass OpenAI inzwischen von 375 Mitarbeiteitenden auf 2000 angewachsen sei. Und dass alles hochbezahlte KI-Entwickler mit einem Jahresgehalt von 1 Million seien. Das würde im Jahr 2 Milliarden USD kosten; eine definitiv übertrieben hohe Schätzung (mein Bauchgefühl liegt für dieses Jahr näher bei 500 Millionen USD).
Nehmen wir weiterhin an, dass die übrigen Kosten (Rechenleistung für die anderen Projekte wie z.B. DALL•E 2, Marketingausgaben, …) ebenfalls nochmals 250 Millionen USD kosten.
Damit lägen die Jahresausgaben bei 2.5 Milliarden USD, was eine riesige Zahl ist, aber nur einen Viertel des Kapitaleinschusses dieses Jahr ausmacht.
Falls OpenAI nicht ohne weitere Einnahmen massiv wächst, wäre das Geld erst in 4-10 Jahren aufgebraucht.
Aber…‽
Falls das Geld aber doch ausgehen würde, so gehen die Mutmassungen, würde möglicherweise Microsoft weiter Geld einschiessen. Microsoft hat grosse Pläne mit KI und will die überall einbringen, natürlich auf Basis ihrer Azure Cloud. Dabei spielt zumindest bisher OpenAI eine zentrale Rolle.
Es ist unwahrscheinlich, dass Microsoft zum aktuellen Zeitpunkt diese zentrale Rolle auszutauschen würde. Das Risiko, in diesem Rennen zurückzufallen, wäre wahrscheinlich zu gross.
Resumé
Selbstbewusste grosse Schlagzeile für die Saure-Gurken-Zeit. Es wird auf allen Kanälen gnadenlos repliziert, aber es scheinen kaum belastbare Fakten zu existieren.
Künstliche Intelligenz
- Lehrerverband, ChatGPT und DatenschutzDer Dachverband der Lehrerinnen und Lehrer (LCH) sei besorgt, dass es in der Schweiz keine einheitliche Regelung gäbe, wie Lehrpersonen mit Daten ihrer Schützlinge umgehen sollen und ob sie dafür KI-Systeme nutzen dürften.
- «Recht auf Vergessenwerden»: Ende durch KI?Das Recht auf Vergessenwerden soll Menschen erlauben, dass Daten über sie nicht unnötig lange digital gespeichert oder verfügbar gemacht werden. Doch KI vergisst nicht gerne. Wie passt das zusammen?
- Webseiten für KI-Crawler sperren?Der grösste Teil der Texte, auf denen moderne KI-Sprachmodelle trainiert wurden, stammen von Webseiten. Wenn Sie eine haben, dann vermutlich auch von Ihrer. Was kann man da tun?
- KI und die Arbeitswelt der ZukunftMichael Seemann hat in rund 100 sehr gut lesbaren Seiten das Wichtigste zusammengefasst, was wir über ChatGPT & Co wissen. Und ein paar Szenarien für die Arbeitswelt analysiert.
- Todesstoss für ChatGPT & Co?Die New York Times verhandelt schon länger mit OpenAI über Urheberrechtsabgaben. Laut Berichten hat OpenAI für das Training von ChatGPT unautorisiert Materialien der New York Times genutzt. Das kann in mehrfacher Sicht teuer werden.
- Sinkt OpenAI?Schlagzeilen machen die Runde, dass OpenAI, die Firma hinter ChatGPT, schon nächstes Jahr Konkurs gehen könnte. Ein Versuch einer Analyse. FirstPost publizierte am Wochenende unter dem Titel «ChatGPT In Trouble: OpenAI may go bankrupt by 2024, AI bot costs company $700,000 every day» einen Artikel, dass Finanzenquellen Bei der Gründung 2015 wurde OpenAI mit über … Weiterlesen
- Goethe oder GPThe?In «Wie funktioniert ChatGPT?» habe ich die Experimente von Andrej Karpathy mit Shakespeare-Texten wiedergegeben. Aber funktioniert das auch auf Deutsch? Zum Beispiel mit Goethe? Finden wir es heraus!
- KI: Alles nur Zufall?Wer von einer «Künstlichen Intelligenz» Texte oder Bilder erzeugen lässt, weiss, dass das Resultat stark auf Zufall beruht. Vor Kurzem erschien in der NZZ ein Beitrag, der die Unzuverlässigkeit der KI vor allem dem Zufall in die Schuhe schob. Doch so einfach ist das nicht.
- Hype-TechWieso tauchen gewisse Hype-Themen wie Blockchain oder Maschinelles Lernen/Künstliche Intelligenz regelmässig in IT-Projekten auf, obwohl die Technik nicht wirklich zur gewünschten Lösung passt? Oder es auch einfachere, bessere Ansätze gäbe? Felix von Leitner hielt im Herbst 2021 einen Vortrag zu «Hype-Tech», in dem er einige Gründe dafür aufzeigt (Navigation in den Folien mittels Wischgesten oder … Weiterlesen
- 📹 Die Technik hinter ChatGPTDer Digital Learning Hub organisierte 3 Impuls-Workshops zum Einsatz von ChatGPT in der Sekundarstufe II. Im dritten Teil präsentierte ich die Technik hinter ChatGPT. In der halben Stunde Vortrag werden die Informationen aus meinem Artikel «Wie funktioniert eigentlich ChatGPT?» in dichter, aber illustrativer Weise zusammengefasst. In der anschliessenden Diskussion wird noch auf einige weitere Punkte … Weiterlesen
- «Jaw Dropping» ChatGPT-Vortrag«Jaw Dropping» sei es gewesen, meinte ein Zuhörer am Schluss des Vortrags: Ihm sei der Kiefer heruntergerutscht, als er begriffen habe, wie (vom Prinzip her) einfach ChatGPT die Antworten generiere. Und dass es dies ganz anders tue, als er sich das je vorgestellt hatte. Auch die übrigen Zuhörerinnen und Zuhörer von 12 bis 80 waren … Weiterlesen
- Ist ChatGPT für Ihre Anwendung ungefährlich?Ob man KI-Chatbots sicher einsetzen kann, hängt von der Anwendung ab. Aleksandr Tiulkanov hat deshalb ein Flussdiagramm als Entscheidungshilfe erstellt. Hier eine deutsche Übersetzung und ein paar Anmerkungen zum Korrekturlesen und der Medienkompetenz.
Schreibe einen Kommentar