Chroobach+Windenergie: Autonomie statt «Nimby!»

Eine Hand, die ein Windrad wegzustossen versucht, gefolgt von einem Fragezeichen

Die aktuelle Diskussion der Chroobach-Gegner ist Ausdruck einer allgemeinen Entwicklung, auch in der Schweiz: Man will gerne alle Bequemlichkeiten der modernen Welt nutzen, aber die Last dafür müssen andere tragen: Anderswo oder irgendwann später. Leider ist das nicht nachhaltig.

Die zwei vorherigen Artikel zu den Themen Chroobach und Windenergie finden sich hier und hier.

Wir alle hätten es gerne bequem, und zu Hause warm und kuschelig. Doch irgendwoher muss diese Energie und die entsprechenden Ressourcen kommen, damit wir es daheim hell und warm haben und unsere Wirtschaft funktionieren kann.

Küchen von Restaurants, Maschinen in Betrieben und Computer in Büros, sie alle brauchen Energie, das meiste davon als Strom.

Irgendwo soll diese Energieerzeugung stattfinden. Es sind aber immer wieder die gleichen Organisationen, die sich dagegen sträuben: Stauseen in Berggebieten seien eine Verschandelung, Windräder auf Bergkämmen seien nicht zumutbar und Solaranlagen auf Gebäuden dürfe man den Gebäudeeigentümern schon gar nicht vorschreiben.

Unsere Energieversorgung ist die Basis für unseren Wohlstand. Wenn wir auf einen kontinuierlichen Nachschub von Energie in Form von Strom, Gas, Öl oder Uranbrennstäben aus dem Ausland angewiesen sind, verlieren wir unsere Unabhängigkeit und werden von den Lieferanten – oft Autokratien – erpressbar. Gleichzeitig hinterlassen wir unseren Kindern ein Erbe, das ihnen ihr Leben und ihre wirtschaftlichen Entwicklungsmöglichkeiten unnötig erschweren wird. Ein paar Windräder oder Solardächer sind damit bei weitem das kleinere Übel. Im Interesse einer prosperierenden Wirtschaft, der politischen Souveränität, dem langfristigen Erhalt unserer Landschaft und der Sicherstellung der Zukunft für die Schweiz und ihre Kinder.

«Nimby!»

«NIMBY», aus dem Englischen «Not im my backyard» («Nicht in meinem Hinterhof»), bezeichnet die Haltung von Personen, die zwar die Vorteile einer Technologie nutzen wollen, aber nicht bereit sind, einen Teil der dafür nötigen Last auch zu tragen.

Diese Haltung ­– verwandt mit dem Sankt-Florian-Prinzip ­– war noch nie nachhaltig. Und ist in der aktuellen geopolitischen Lage schlicht nicht mehr tragbar.

Energiemix

Der Schweizer Energiemix besteht klassisch aus verschiedenen Energiequellen, die sich gegenseitig ergänzen. Atom- und Flusskraftwerke liefern eine bestimmte Basisleistung («Bandenergie»), die mittels Stauseen und der zugehörigen Wasserkraftwerke bei Bedarf ergänzt werden. Zusätzliche Energie liefern Pumpspeicherkraftwerke, welche aber vor allem den zeitlichen Ausgleich der Energie ermöglichen: Die in der Nacht nicht benötigte Bandenergie wird durch sie in die bedarfsintensiven Tagesstunden verlegt.

EnergieartVorteileNachteile
AtomkraftwerkIm Normalfall dauernde VerfügbarkeitKaum regulierbar;
Abhängigkeit (Uran)
FlusskraftwerkIm Normalfall dauernde VerfügbarkeitKaum regulierbar
Sonnenenergie (Photovoltaik)Unabhängigkeit, wenn gebautLiefert vor allem im Sommer und tagsüber Energie
WindenergieUnabhängigkeit, wenn gebautLiefert vor allem im Winter Energie (und nachts)
StauseeFlexible EnergielieferungBenötigt ausreichend Regen
PumpspeicherkraftwerkFlexible Energiespeicherung, -abrufBegrenzte Speicherkapazität

Gegenwärtig sehen wir zwei Entwicklungen:

  1. Durch die Abkehr von fossiler Energie wird der Stromverbrauch steigen. Gründe dafür sind die notwendige Reduktion unseres CO2-Ausstosses, aber auch der Reduktion unserer Abhängigkeit vom Ausland, da Energielieferungen auch zum Politikum werden.
  2. Wasserkraft ist nicht mehr so zuverlässig und selbstverständlich verfügbar, wie man konkret an den zunehmenden Niedrigwasserständen im Rhein sehen kann.

Aus diesen Gründen benötigen wir – aus Gesamtgesellschaftlichen(!) Interessen heraus – zukünftig deutlich mehr Elektrizität.

Und dazu braucht es mehrere – sich ergänzende – Energiequellen.

Beispielsweise könnten das Solar- und Windenergie sein. Wenn – wie von den Windkraftgegnern vorgeschlagennur Sonnenenergie zum Einsatz käme, müssten zusätzliche Pumpspeicherkraftwerke und Übertragungsleitungen gebaut werden.

Aber neue AKWs und Kernfusion! Oder Wasserstoff!

Schauen wir uns diese oftmals als alternative bzw. bessere Lösung verkauften Technologien kurz an.

Zukunft: Kernkraftwerke

Bert Hubert hat einen fundierten Artikel (auf Englisch) zur Zukunft von Kernkraftwerken geschrieben, den ich allen Interessierten ans Herz legen möchte. Das wichtigste daraus:

  • Wer jetzt ein AKW bestellt, kann es frühesten 2038 in Betrieb nehmen.
  • AKWs sind inzwischen viel teurer geworden als früher.
  • Signifikante Skaleneffekte oder Miniaturisierung sind beide nicht absehbar.
  • Das Endlagerproblem ist auch weiterhin ungelöst. (Unter anderem auch deshalb, weil es niemand in seinem Hinterhof haben möchte: «Nimby!»)

Zukunft: Kernfusion

Seit Jahrzehnten versucht man, überhaupt Kernfusion im Labor hinzubekommen. Inzwischen gibt es erste Ergebnisse, aber die benötigen noch mehr Energie, als sie liefern. Auch wenn es schon Aussagen darüber gibt, dass gewisse Experimente kurzzeitig mehr Energie geliefert haben, als in das «Zünden» der Fusion investiert wurde: Der Weg zur industriellen Nutzung von Kernfusion wird ein langer sein. Auch hier ist mit Jahrzehnten zu rechnen. Wenn wir Glück haben.

Zukunft: Wasserstoff

Auch Wasserstoff wird in gewissen Kreisen als fast mythische Energiequelle gehandelt. Wasserstoff ist – zumindest auf der Erde – jedoch keine Energiequelle, sondern nur ein Energiespeicher bzw. -träger. Denn um aus Wasser (oder anderen Molekülen) Wasserstoff zu isolieren, ist mindestens soviel Energie nötig, wie man nachher aus dem «Verbrennen» des Wasserstoffs wieder herausholen kann. Das gilt übrigens auch für die Brennstoffzelle.

Neue Energien jetzt

Weder unser Energiebedarf noch die geopolitische Lage erlauben uns ein jahrzehntelanges zuwarten. Ganz besonders nicht auf Technologien, die es bisher nur als Versprechungen gibt und die noch nirgends im industriellen Massstab im Einsatz sind.

Entsprechend müssen wir heute beginnen zusätzliche – sich ergänzende(!) – Energiequellen zu erschliessen. Ich bin überzeugt, dass die beste Kombination Sonne plus Wind ist. Auch wenn einige dieser Windräder nur wenige Kilometer neben meinem Wohn- und Erholungsgebiet gebaut werden. Gerade weil mir diese Umgebung, die Schweiz, ihre Wirtschaft, ihre Unabhängigkeit und ihre Zukunft am Herzen liegen.


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