Ich bedaure sehr, dass sich der Begriff „Künstliche Intelligenz“ durchgesetzt hat. Er ist einfach unzutreffend. Es gibt schon für menschliche Intelligenz keine wissenschaftliche Definition. Aber bei den neuronalen Netzwerken bin ich mir sicher, dass es sich um überhaupt keine Intelligenz handelt. Nicht einmal eine künstliche. Neuronale Netzwerke denken nicht, sie berechnen. Die Rechenoperationen in den Neuronen sind sogar ziemlich simpel. Sie sind außerdem passiv und tun rein gar nichts, wenn nicht irgendeine Eingabe erfolgt. Wenn Sie also schreiben „Die KI versteht nur Bahnhof“, verstehe ich das als Kritik und sie sollte doch eigentlich verstehen. Nur das ist doch gar nicht vorgesehen.
Inzwischen sind das Generieren von Bildern mit Hilfe von neuronalen Netzwerken ja schon sehr viel besser geworden als es das vor einem Jahr war. Inzwischen gibt es wahrscheinlich mehr Künstler, die diese Technologie nutzen, als die, die sie kritisieren. Diese Diskussion erinnert mich sehr an die eine Zeit vor nun schon fast 200 Jahren, als die Fotografie unzählige Portrait-Maler arbeitslos machte oder diese dann selbst zu Fotografen wurden. Damals sah man auch nur den technischen Vorgang des Fotografierens, das Belichten durch Drücken des Auslösers.
Übrigens basiert die Kunst von Malern und Bildhauern und auch von Fotografen ebenfalls immer auf dem, was andere zuvor geschaffen haben. Sie schaffen nicht etwas aus dem Nichts. Deshalb sind Idee und Stil nichts, was vom Urheberrecht geschützt ist. Denn das wäre das Ende der Entwicklung von Kunst.
Sicher sind die heute generierten Bilder zu 90 % „nerdiger Kitsch“, wie das der Redakteur Dr. Wolfgang Stieler von Heise.de in einem Artikel einmal treffend bezeichnet hat. Aber es ist möglich, echte Kunst (ohne Anführungsstriche) mit Hilfe von neuronalen Netzwerken zu schaffen. Das passiert aber eben nicht gerade mal in 5 Minuten, wie das immer wieder gerne geschrieben wird. Und ja, man kann diese Kunst auch ohne Täuschung und Schummelei verkaufen (auch ohne Anführungsstriche).
Am Ende ist ja einzig entscheidend, wie die Rezipienten das Bild sehen. Sie entscheiden ob das was sie sehen, für sie Kunst ist oder nicht.